Nahe liegende Fragen und einordnende Antworten zum derzeit allgegenwärtigen Thema Bots in der Social Media-Kommunikation. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit!

Was noch mal ist ein Bot?

Bot, kurz für Robot, ist ein von Menschenhand programmierter Algorithmus, der selbständig agiert oder reagiert. Online-Bots automatisieren also Abläufe. Beispielsweise suchen sie nach Worten oder Inhalten wie z.B. Fotos oder wählen Werbeanzeigen für  Websites aus – etwa je nach der Such-Historie der Person, die vor dem Bildschirm sitzt. Sie sammeln E-Mail-Adressen, finden Sicherheitslücken in der Software von Web-Servern oder agieren in unterschiedlichen Rollen in Computerspielen.

Okay, aber was treiben Bots in den Social Media?

Eine ganze Menge. Sie begrüßen zum Beispiel neue Follower auf Twitter – eine auf Dauer eher nervige Angelegenheit. Eine weitere Variante sind die Like-Bots, die von anderen Nutzern kommunizierte Inhalte „liken“, teilen oder auch kommentieren. Wer Like-Bots einsetzt, will die Aufmerksamkeit anderer Nutzer auf sein Profil lenken – nach dem Prinzip „Folgst Du mir, folge ich Dir“: Ziel ist die Steigerung der eigenen Reichweite.

 

Retweet #MBSMN: Social Bot

#Bots erklärt: Die Mercedes-Benz Social Media Night findet im Dach-Casino des Mercesd-Benz-Museums statt und wird von Vegas Casino retweetet …wegen Dach-Casino.

 

In Beispiel oben retweetet der „User“ Vegas Casino einen Tweet vom 13. Januar 2017, in dem es um die Ankündigung der Mercedes Benz Social Media Night #MBSMN  im Dach-Casino des Mercedes-Benz-Museums geht @MB_Museum.

 

Online Casino Vegas Casino - Social Bots

Der Social Bot von Vegas Casino reagiert auf „alles mit Casino“ und will so Aufmerksamkeit für Online-Glücksspiel schaffen.

 

Hinter dem Profil von Vegas Casino steht ein auf der Karibikinsel Curacao registriertes Online-Casino, dessen Social Media Manager wahrscheinlich nicht unbedingt zur #MBSMN nach Stuttgart kommen wird.

Social Bots sind vor allem auf Twitter aktiv, etwas weniger häufig aber auch auf Facebook, Instagram oder Tumblr, einer Plattform für Blogger.

Aha, der hier eingesetzte Twitter-Bot will also Aufmerksamkeit für Online-Glücksspiel schaffen, in dem er reagiert, wenn auf Twitter das Wort „Casino“ fällt. Das ist doch harmlos. Dabei sollen Bots doch gefährlich sein, sogar für die Demokratie?

Bots und erst recht zu Botnets zusammengeschaltete Bots können Themen verstärken, positive wie negative: Einmal ins Netz getragene Begriffe oder Debatten, teilweise gekennzeichnet mit #Hashtags, erscheinen populärer, als sie tatsächlich sind, wenn sie viele tausend Mal weiterkommuniziert werden. Die Reichweite solcher Tweets steigt tatsächlich: Was oft geteilt oder retweetet wird, erscheint in der Timeline der Nutzer immer relativ weit oben. Begriffe mit viel Interaktion rutschen außerdem im Trend-Ranking nach vorn.

Dieses Phänomen könnte also öffentliche Debatten beeinflussen, der empirische Nachweis ist bisher allerdings noch nicht erbracht, sagt der Politologe Prof. Dr. Sebastian Hegelich von der Technischen Universität München im Interview. Unter dem Link finden Sie auch seine Studie zum Thema.

 Kann mir Social Media Monitoring helfen, von mir unerwünschte Social Bots zu identifizieren?

Alle Algorithmen oder Nutzer-Profile, die versuchen, Menschen zu imitieren, werden sich dabei irgendwann auffällig benehmen. Weil künstliche Intelligenz noch in den Anfängen steckt und kontextuale Beziehungen von Worten oder Bildern oder auch Ironie und emotionale Äußerungen oft missdeutet. Auch die Bot-Erkennung ist noch nicht perfekt und aktuell meist auf die englische Sprache beschränkt.

Im Monitoring werden Social Bots enttarnt, in dem Nutzer-Profile und deren Verhalten auf bestimmte Merkmale hin überprüft werden. Daraus ergibt sich ein Scoring-Wert, zum Beispiel bei BotorNot by truthy der Indiana University Bloomington/USA. Zur wahrheitsgemässeren Einschätzung eines Meinungsbilds in den Social Media kann man Accounts unter oder über einem bestimmten Scoring-Wert nunherausfiltern. Ähnlich einer Rauschunterdrückung. Dieser Prozess ist keine exakte Wissenschaft, sondern ergibt einen Näherungswert: Zu 36 Prozent bin ich selbst ein Bot.

 

thruthy botornot: Social Bot-Erkennung

Der individuelle Bot-Check: Kann jeder im Browser selbst machen für verdächtige Twitter-Handles.

 

Einen anderen Ansatz bietet der Facebook Like Check, bei dem die geographische Herkunft der Fans eines Profils überprüft wird.

Übrigens: Auch die Liste der nützlichen Twitter-Bots wird immer länger. Meist sind diese auch klar als Bots gekennzeichnet, wie zum Beispiel der @GestaltungsBot für Kunstliebhaber des Museums für Gestaltung in Zürich. Weitere finden Sie hier in einer kleinen Übersicht aus dem Jahr 2015.