GREENPEACE: 1971 begannen eine Handvoll Friedensaktivisten in Vancouver/Kanada auf Atomtests und den Walfang aufmerksam zu machen. Bereits damals spielte das Medienecho auf die oft spektakulären Aktionen eine wichtige Rolle bei deren Planung. Sönke Lorenzen vom Global Engagement Team von GREENPEACE International in Amsterdam versichert: Daran hat sich nichts geändert.
Herr Lorenzen, die größtmögliche Aufmerksamkeit für die Kampagnen von GREENPEACE ist sicherlich auch 2017 die wichtigste Aufgabe des globalen Medien-Teams in Amsterdam. Was noch?
Unsere Recherchearbeit fängt natürlich lange vor dem Start einer Kampagne an. Wir sind heute in 55 Ländern auf allen Kontinenten aktiv und reagieren mit unserer Arbeit auf globale, aber auch lokale Umweltrisiken. Etwa Klimawandel, Abholzung, die Verschmutzung der Meere oder eine nicht nachhaltige Landwirtschaft.
In unserem Team recherchieren wir oft jahrelang zu potenziellen Themen für Kampagnen – online wie offline. Wichtig dafür ist auch die Einbeziehung historischer Daten. Das Internet vergisst zwar angeblich nie, aber Nachrichten sind oft schneller nicht mehr auffindbar, als man denkt. Wir werten dafür Online-Medien und Social Media in vielen unterschiedlichen Sprachen aus, aber auch journalistische Datenbanken wie Faktiva oder Lexis-Nexis.
Welches sind die Kriterien für ein globales Kampagnenthema von GREENPEACE?
Wir wollen gesellschaftliche Veränderungen erreichen. Dafür müssen wir langfristig planen, wir benötigen ein umfassendes Bild der Fakten und Rahmenbedingungen und wir müssen herausfinden, wie unterschiedliche Gruppen der Bevölkerung zu einem Thema wie „saubere Luft oder Arbeitsplätze?“ denken.
Wir wollen gegenüber unseren weltweit über drei Millionen Fördermitgliedern natürlich stets klar kommunizieren, dass wir unsere Mittel erfolgversprechend und effizient einsetzen.
Medienrecherche für die Planung von Kampagnen und Medien-Monitoring für das Fine-Tuning, wie zum Beispiel bei der aktuellen Kampagne Food for Life. Wie sieht das Tagesgeschäft während einer Kampagne bei Ihnen aus?
Online-Medien und Social Media haben wir über eine Art Command Center in Echtzeit im Blick. Damit verfolgen unsere Kampagnen-Teams die landesspezifischen Reaktionen auf unsere Medienarbeit in den jeweiligen Landessprachen, aber auch die Reaktionen auf die Arbeit unserer Aktivisten vor Ort. In einer globalisierten Welt ist es für den Erfolg unserer Arbeit essenziell wichtig, dass wir die Zusammenarbeit unserer Landesorganisationen synchronisieren. Umweltrisiken machen schließlich auch nicht an Landesgrenzen Halt.
Warnsignale für sich entwickelnde Krisen und Umweltprobleme nehmen wir oft wahr über eine zunehmende Aktivität in den Social Media. Wir arbeiten dabei mit voreingestellten Filterkriterien, Keyword-Analysen oder Hashtag Tracking. Wir nehmen darüber die Stimmungslage in einer Region wahr. Wir sehen weiterhin, wer die Influencer rund um eine Kampagne sind – nicht nur auf unseren eigenen Kanälen. Ziel ist es immer, zeitnah auf neue Entwicklungen in den Medien, in der Politik, bei Unternehmen oder den Behörden zu reagieren.
Kampagnen-Monitoring bei GREENPEACE: Das Talkwalker Command Center bietet konfigurierbare Widgets und Bildanalyse.
Welche Trends sehen Sie im Online-Medienmonitoring, die die Arbeit von GREENPEACE verbessern können?
Wir experimentieren im Moment viel mit Bildanalyse. Bei vielen Menschen haben sich über die Jahrzehnte ganz starke Motive eingeprägt, wenn sie an GREENPEACE denken: Damit berühren wir die Menschen und das wird auch weiterhin so sein. Mit visuellen Inhalten, die in unterschiedlichen Kulturen sofort verstanden werden, schaffen wir eine global stimmige Kommunikation über Sprachbarrieren hinweg. Wir wollen stets die Reaktionen und Meinungen auf die Fotos von unseren Kampagnen kennenlernen und verstehen.
Ein weiteres Thema, an dem wir im Kommunikations-Controlling gerade dran sind, ist die übergreifende Darstellung von unterschiedlichen Medienkategorien auf einen Blick: Die Aggregation aller Online-Daten in einem Dashboard sollte uns noch effizienter machen.
Sönke Lorenzen ist Research Manager im Global Engagement Team von GREENPEACE International in Amsterdam.
Disclaimer: Mehrere Mitarbeiter von RADiOSPHERE sind Fördermitglieder von GREENPEACE.
Fotos: ©GREENPEACE, Lorenzen