Risikomanagement im Unternehmen kommt nicht mehr ohne ein digitales Lieferketten-Monitoring aus, sagt die Online-Monitoringspezialistin Susanne Köhler. In unserem Experteninterview erklärt sie, worauf es dabei ankommt.

 

Susanne, viele produzierende Unternehmen haben es aktuell mit Risiken zu tun, an die sich oft nur die älteren Kollegen erinnern können: steigende Energie- und Materialkosten, höhere Risikoprämien bei Finanzierungen oder Absicherungen, Lieferverzögerungen, Wirtschaftssanktionen… Wie kann man solche Risiken besser auf dem Schirm haben?

Zuerst einmal: Man kann sie auf dem Schirm haben. Idealerweise mit einem speziell für das Unternehmen konfigurierten Risiko-Dashboard. Auf einem solchen Dashboard laufen Daten aus ganz unterschiedlichen Quellen zusammen und können durch die Kollegen im Einkauf oder der Produktionsplanung ausgewertet werden. Größere Unternehmen haben dafür oft spezialisierte Teams für Risiko- oder Business Continuity Management. Solche Teams kümmern sich z.B. auch um Szenarien für reibungslose Geschäftsprozesse unter allen Wetterbedingungen, im Fall von Terrorereignissen oder Hacker-Angriffen.

Wichtig für ein aussagekräftiges Lieferketten-Monitoring innerhalb des Risikomanagements ist: Selbst bestmöglich ausgebildete Mitarbeiter in auf jegliche Situation vorbereiteten Teams sind immer nur so gut, wie die Informationen oder Daten, die sie zur Verfügung und auf deren Basis sie die richtigen Entscheidungen treffen sollen.

Welche Informationen oder Daten brauchen deutsche Unternehmen nun konkret für ein effektives Risiko-Management?

Ein digitales Lieferketten- oder Supply Chain Monitoring ist ein ganz handfestes Beispiel für die sinnvolle und auch kostengünstige Digitalisierung von kritischen Prozessen im Unternehmen. Noch nie kamen Unternehmen günstiger und zeiteffizienter an externe Informationen über ihre Märkte, ihre Lieferanten, ihre Abnehmer oder regulatorische Rahmenbedingungen wie das neue Lieferkettengesetz – und das weltweit und in nahezu Echtzeit.

Denn viele dieser Informationen sind online frei verfügbar. Für ein effektives Risiko-Monitoring kommt es nun in der Unternehmenspraxis darauf an, alle relevanten Informationsquellen auf dem Schirm zu haben, die daraus generierten Daten richtig zu interpretieren und um interne Daten zu ergänzen – am besten automatisiert mit einem KI-basierten Software-Tool, dass sich das Unternehmen ganz spezifisch konfigurieren lässt.

Lieferketten Monitoring

Relevante Informationen über Märkte, Lieferanten und Abnehmer müssen sinnvoll zusammengeführt werden: aus Quellen wie z.B. Social Media, Firmen-Websites, Online-Stellenportalen oder Marktdaten- und E-Commerce-Plattformen. Unsere Stärke ist beispielsweise die Früherkennung von sogenannten Social Signals in unterschiedlichen Social Media. Beispielsweise werden wir in Online-Diskussionen manchmal auf Marktveränderungen oder Innovationsthemen aufmerksam, noch bevor daraus neue Trends entstehen oder die Fachmedien einer bestimmten Branche solche Themen aufgreifen.

Nun sagen manche Unternehmen: „Wir kennen unsere Märkte und Zielgruppen, wir pflegen jahrzehntelange Beziehungen zu unseren Lieferanten.“ Wie würden Sie darauf reagieren?

Die meisten Entscheider wissen heute, wie schnelllebig die Geschäftszyklen in ihrer jeweiligen Branche geworden sind. Gerade in den vergangenen zwei Jahren musste die Wirtschaft auch anerkennen, dass viele Lieferketten, Netzwerke oder auch Marktpositionen nur auf den ersten Blick stabil sind.

Auch für nur national oder gar regional tätige Unternehmen gilt deshalb: „Alles was wir nicht wissen, ist ein potenzielles Risiko“. Wer Geschäftsstrategie, Investitionsplanung oder auch das Tagesgeschäft ohne genügend Risikopuffer kalkuliert, könnte irgendwann einmal zu teuren Korrekturen gezwungen sein – in der Einkaufs- wie auch in der Absatzplanung. Wer im Geschäft bleiben will, sollte seine Lieferketten und noch einiges also besser im Blick haben – jeden Tag.

 

Die von Radiosphere entwickelte cloudbasierte Monitoring-Plattform RS-Lynx ist bei Unternehmenskunden auch für die Früherkennung von Risiken in transkontinentalen Lieferketten im Einsatz. Auf flexibel konfigurierbaren Online-Dashboards werden dafür Daten aus ganz unterschiedlichen Informationsquellen aggregiert: Online und Social Media, Radio & TV, Podcasts und Online-Bewertungsplattformen.

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Susanne Köhler

Susanne Köhler

Geschäftsführerin

 

 

 

Susanne Köhler ist Wirtschaftsingenieurin und hat am Fraunhofer IAO Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation Stuttgart internationale Forschungsprojekte betreut. Sie hält mehrere Patente in Sachen Web-Analyse. Ihre Themen: Data Mining, CRM und Online-Marktforschung.

Fotos: Unsplash/Mika Baumeister, Radiosphere